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«Ich schaute in den Spiegel und sah ein seltsames Lächeln. Da wußte ich, daß ich ein Großer bin.»

Der Mensch Hundertwasser:
Maler, Druckgrafiker, Architekt.

Er ist der personifizierte Widerspruch: Eremit und Globetrotter, menschenscheu und publicitybewußt, naiv und clever, Realist und Träumer, populistisch und raffiniert, ein aggressiver Pazifist. Er ist ihm gelungen, seine eigene Utopie zu realisieren: Sein Schiff „Regentag“, das zuerst in der Lagune von Venedig lag, später nach Neuseeland überführt wurde.

Er lebt zwischen Tradition und Gegenwart. Aber sein Werk ist kontinuierlich und ohne Risse und Sprünge: Eigenwillig, Kunstströmungen nicht zuzuordnen. Er ist ein Einzelgänger, erkennt keine Autoritäten an und sieht Verantwortung nur gegenüber sich selbst. Seine Spannweite erstreckt sich zwischen Hochkultur und Folklore.

Die Jugendwerke sind heiter und leicht. Als Halbjude unterliegt er ständiger Bedrohung während der Nazizeit., trotzdem zeigen die Jugendbilder die idyllische Szenerie einer glücklichen Kindheit und lassen nichts über die entsetzlichen Zustände, denen er ausgesetzt war, vermuten .

Später dann gelingen ihm aber auch einzelne Werke von großem Ernst. Immer wieder greift er das traurige Thema Judenverfolgung auf. Der andere Pol seines Schaffens sind die Darstellungen seiner irdischen Paradiese, vor allem der neuseeländischen. Beide Seiten der menschlichen Existenz sind dem Maler durchaus vertraut, das Leid und der Tod werden trotz aller Lust zum Leben, nicht verdrängt. Das macht, allen vordergründig dekorativen, auf Effektivität und Konsumierbarkeit bedachten Elementen zum Trotz, die spirituelle Substanz und die Glaubwürdigkeit des Künstlers aus. Man kann ihn als Malerpoeten bezeichnen, der die Wirklichkeit verklärt, ohne sie zu leugnen.

1948 hat er seine erste Begegnung mit den Bildern Egon Schieles in einer Ausstellung der Graphischen Sammlung Albertina, Wien. Vor allem Schieles Farben und dessen Darstellung von Architektur beeindrucken Hundertwasser. Schieles Wände wirken wie belebt, Hundertwasser empfindet sie als die „Dritte Haut“ des Menschen (s.u.).

Er bewundert Giotto, danach erst wieder Klimt, Schiele, Picasso, Klee, Dali und die Vertreter des Phantastischen Realismus Rudolf Hausner, Arik Brauer, Ernst Fuchs. Brauer und Fuchs sind zusammen mit Hundertwasser die drei bedeutendsten österreichischen Nachkriegskünstler.

Seine Bilder unterliegen dem Einfluß des österr. Barock mit seiner sinnlichen Fülle. Sie zeigen ebenfalls formale Anlehnung an den Jugendstil: Spiralen, geschwungene Linien und reiche Ornamentik.

Gerade Linien sind für ihn nicht organisch und im wahrsten Sinne ungesund: Sie machen krank, weil sie in der Natur nicht vorkommen und deshalb krankmachende Reize ausüben. Kunst sei etwas „Religiöses“ die gerade Linie „gottlos“, die einzige Linie, die dem Menschen als Ebenbild Gottes widerspricht. Die gerade Linie führt zum Untergang. Er setzt ihr die „vegetative Spirale“ entgegen, für ihn „Symbol des Lebens und des Todes“. Sein Werk begreift er als Aufschrei gegen die „Eiterungen des rechten Winkels“. Sein Credo: Trotz der Geraden! Mit dieser Philosophie ist es geradezu zwangsläufig, daß er Gaudi bewundert.

Eindeutig sind auch Einflüsse von Klee (Farbfelder, Naive Menschendarstellung) und Klimt (Ornamentik und Ruhe in der Darstellung trotz Detailreichtums), sowie des japan. Farbholzschnitts (Bildaufteilung, Anschnitt von Motiven, dadurch Verankerung des Bildinhalts) vorhanden. Gewisse Bezüge zur byzantinischen, indischen und persischen Kunst sind ebenfalls erkennbar.

1948 macht er Reise nach Italien. Die dort oft zu findenden Keramikkacheln inspirieren ihn zur Beschäftigung mit Action-Painting (Pollock, Rauschenberg). Dies lehnt er jedoch nach kurzer Experimentierzeit ab: Für ihn ist Künstler sein eine Lebensform. Einen Künstler macht nicht nur das aus, was er produziert, er glaubt auch an eine Vorbildfunktion: Sein Anliegen ist es, ohne Verschwendung zu leben. Er trat schon für Umweltschutz ein, bevor es überhaupt einen Begriff dafür gab. Man könnte ihn als den ersten „Grünen“ sehen, aber als Individualisten, ohne Partei, nur für den eigenen Gebrauch. (1989 Heilige Scheiße; Recycling der Toten). Viele Künstler (nicht nur Action Painter) lehnt er ab, weil sie „mit Farbe um sich schmeißen“ und sich das meiste in der Umgebung statt auf dem Bild wiederfindet. Sie sollen klug und umsichtig mit Farbe umgehen!

Entgegen dem schnellen und hektischen Tachismus ist er für eine „langsame Explosion“. Die Bildproduktion soll sich entsprechend dem langsamen Wachsen einer Pflanze vollziehen. Er nennt dies „vegetative“ Malerei. Wenn etwas Zeit zum Wachsen hat, dann kann es nicht scheitern. Nur die schnellen Dinge scheitern.

Im Laufe der letzten Jahre hat sich Hundertwasser mehr und mehr der Architektur zugewandt. Auch hier geht er seinen ureigenen Weg. Es ist noch nicht lange her, da lautete das avantgardistische Credo der Architekten „Ornament ist Verbrechen“. Minimalismus war angesagt. Laut Hundertwasser hat dies zur Sterilität uniformierter Hochhäuser und der Trabantenstädte geführt und ist wesentliches Element der Stadtzerstörung. Er hat die Vorstellung einer vegetabilischen, organisch wachsenden Architektur ohne starre Regeln und Verwendung von Lineal und Zirkel. Seine Häuser sind stark farbig und mit großem Detailreichtum geschmückt. Ornamentale Bildzeichen sind für Hundertwasser das formale Mittel zur Sichtbarmachung einer der Zeit enthobenen Schönheit. Eine farbenfrohe Welt setzt er gleich mit einem Paradies, die graue oder ein“tönige“ Welt mit Fegefeuer oder Hölle. Farbe ist die äußere Erscheinungsform von Fülle. Es lebe die Vielfalt! Er glaubt an das absolute Gegenteil des Satzes „Weniger ist mehr“. Sowohl in seiner Malerei als auch in seiner Architektur arbeitet er immer mit einer Fülle von Effekten.

Das Haus hat für Hundertwasser eine ganz besondere Bedeutung: Neben der menschlichen Haut und der Kleidung sieht er auch das Haus als bergende Hülle des Menschen („Dritte Haut“). Er sucht die Einheit von Architektur und Natur. Sich selbst bezeichnet er als Architekturdoktor und fühlt „die Pflicht, der Natur mit allen Mitteln zu ihrem Recht zu verhelfen.“ Von seinen Gegnern wir er allerdings abfällig als „Behübscher“ und „Fassadenguru“ bezeichnet. 1958 Verkündet er sein „Fensterrecht“

Auch in der Wahl seiner Mittel, seine Thesen den Menschen nahezubringen, bleibt er sich treu:

- Er veranstaltet Nacktreden.

-Er tritt an der hamburger Kunstakademie (?) eine Professur an und hält nur eine einzige Vorlesung, in der er verkündet „Wenn Sie nicht begabt sind, gehören Sie nicht hierher. Wenn Sie begabt sind, gehören Sie auch nicht hierher.....“.

- Er trägt grundsätzlich unterschiedliche Socken.

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